Sie geben Ihren Standort ein, und Floretia generiert Ihnen automatisch einen Bepflanzungsvorschlag. Gerne erklären wir Ihnen, was dahintersteckt.

 

  1. Verbreitung

Wenn wir Sie nach Ihrer Postleitzahl fragen, möchten wir Sie damit nicht orten. Wir möchten lediglich herausfinden, in welcher Region sich Ihr Garten befindet. Das hat eine Auswirkung auf die Arten, die wir Ihnen vorschlagen, aber auch auf die Anbieter. Für Floretia macht es einen Unterschied, ob Sie als Aargauerin in Oeschgen (Region östlicher Jura) oder in Bünzen (Region östliches Mittelland) leben. Floretia wird Ihnen den Kreuz-Enzian, der nur im Jura noch grössere Bestände hat, in Oeschgen empfehlen, aber nicht in Bünzen. Dafür werden wir Ihnen in Bünzen die Sibirische Schwertlilie ans Herz legen, die nur im östlichen Mittelland einigermassen häufig vorkommt.

Die Wiesen-Flockenblume wird Ihnen an beiden Standorten empfohlen. Aber in Oeschgen verweisen wir Sie eher an die Erlebnisgärtnerei Dietwyler in Rüfenach, die Flockenblumen aus dem Aargauer Jura zieht, während wir Sie in Bünzen auf die Wildstaudengärtnerei Eschenbach aufmerksam machen, deren Flockenblumen aus dem Mittelland stammen. So erhalten Sie die optimalen Pflanzen, ohne dass Sie etwas davon mitkriegen.
Welche Pflanzenarten wir für welchen Standort empfehlen, haben wir mit Info Flora abgesprochen, der «Vogelwarte für Pflanzen».

Die biogeographischen Regionen der Schweiz, nach denen wir unsere Empfehlungen ausrichten. Quelle: Bundesamt für Umwelt (2001).

 

  1. Feuchtigkeit und Licht

Nicht nur die Region grenzt die Auswahl an Pflanzen ein, sondern auch das Mikroklima. Ein Kreuz-Enzian wird sich beispielsweise an einem feuchten oder schattigen Ort nicht wohlfühlen, während eine Schwertlilie einen trockenen Ort nicht überleben würde.

Hier mussten wir uns zwischen zwei Konzepten entscheiden: Die fundamentale Nische schliesst alle Bedingungen ein, unter denen eine Pflanze ohne Konkurrenz wachsen kann, während die realisierte Nische nur jene Bedingungen bezeichnet, unter denen sich eine Pflanze wirklich durchsetzen kann. Eine Walderdbeere gedeiht im Topf auch an der prallen Sonne, aber in der Natur wird sie an sonnigen Standorten meist von besser angepassten Pflanzen verdrängt. Weil auf einer naturnahen Gartenfläche dieselben Dynamiken spielen wie in der Natur (und dazu gehört die Konkurrenz zwischen Arten), haben wir uns bewusst für die realisierte Nische entschieden. Die Grunddaten dazu wurden aus der Flora Helvetica entnommen und bei einigen Arten etwas weiter gefasst.

 

  1. Boden

In den erweiterten Optionen finden Sie zwei weitere Regler: «nährstoffarm – nährstoffreich» und «sauer – basisch». Sie müssen diese Regler nicht unbedingt verschieben; die meisten Pflanzen haben hier eine recht breite Toleranz, und Gartenflächen liegen bei beiden Spektren meist irgendwo in der Mitte. Aber gerade in den Bergen und an schwierigen Stellen, wo Zierpflanzen oft nicht richtig wachsen, lohnt sich ein genauerer Blick. Wir haben einige spezialisierte Pflanzen im System, mit denen Sie auch ausgesprochen nährstoffarme, saure oder basische Standorte aufwerten können. Die Texte unterhalb der Regler helfen Ihnen weiter, wie Sie Ihren Boden richtig einschätzen können.
Auch die Daten hierzu stammen aus der Flora Helvetica.

 

  1. Tiere fördern

Was Floretia von allen ähnlichen Plattformen abhebt, ist unsere umfassende Datenbank zur Förderung verschiedener Tiergruppen. Wir haben nicht nur recherchiert, welche Strukturen im Garten für ein knappes Dutzend Tiergruppen besonders wertvoll sind. Wir haben auch die ExpertInnen Petra Horch (Vögel), Claudio Sedivy (Wildbienen), Lea Kamber (Käfer) und Thomas Kissling (Tag- und Nachtfalter) unsere ganze Artenliste durcharbeiten lassen. Zu jeder Pflanzenart haben sie recherchiert, welchen Nutzen sie für jede dieser Tiergruppen hat. Gibt es Wildbienen, die auf diese Pflanze spezialisiert sind? Wird diese Pflanze von besonders vielen Wildbienenarten besucht? Bietet diese Pflanze Wildbienen einen Brut- oder Überwinterungsplatz? All diese Werte resultieren dann in einem Rating zwischen null und fünf Sternen für jede Tiergruppe.

Wenn Sie eine oder mehrere Tiergruppen speziell fördern wollen, verkleinert dies Ihre Empfehlung nicht, es sortiert sie nur anders. Warum? Weil die Auswahl sonst recht unausgewogen wäre. Würden Sie beispielsweise Käfer fördern wollen, kämen praktisch nur weiss- und gelbblühende Stauden und kaum Lippenblütler. Ihrem Beet fehlt damit einerseits ein guter Teil des möglichen Farbenspiels, und andererseits fehlt eine der wichtigsten Pflanzenfamilien in unseren Breitengraden. Eine solche Lücke füllen dann schnell einmal «Unkräuter» wie Hohlzahn oder Acker-Taubnessel. Da empfehlen wir Ihnen lieber eine ausgewogene Auswahl an Pflanzen, die nicht alle besonders wertvoll für Käfer sind.

 

  1. Praktische und ästhetische Wünsche

Auch hier standen wir wieder vor einer schweren Entscheidung. Unsere Kollegen von iGarten stellen viele ästhetische Optionen zur Verfügung, die die Auswahl einschränken. Wer mehrere davon auswählt, erhält schnell mal ein leeres Resultat. Bei iGarten macht das nichts; die NutzerInnen sind vorwiegend Gartenprofis, die sich davon nicht beirren lassen. Floretia hingegen spricht auch Privatpersonen an, und in diesem Segment ist die Toleranz für Negativresultate sehr klein. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, dass auch fast alles Praktische und Ästhetische Ihre Empfehlung nicht einschränkt, sondern nur ordnet. Wenn Sie also blaue Blüten bevorzugen möchten, werden nicht nur blau blühende Pflanzen angezeigt – aber alle blau blühenden Pflanzen werden weiter oben angezeigt, als sie sonst wären.

Eine Ausnahme bildet natürlich die Option «keine riskanten Giftpflanzen». Wenn Sie diese auswählen, können Sie sich sicher sein, dass Ihnen keine stark giftigen Pflanzen empfohlen werden.

 

  1. Arten- und Stückzahlen

Wie viele Pflanzen von wie vielen Arten passen auf Ihre Fläche? Das ist vor allem bei Blumenbeeten, Blumentöpfen und Staudenbepflanzungen die Frage. Sind es zu wenige Pflanzen oder zu wenige Arten, kommen dazwischen viele unerwünschte Pflanzen auf. Dort muss dann ziemlich intensiv gejätet und gefördert werden. Sind es hingegen zu viele Arten, werden einige von ihnen mittelfristig verdrängt – auch hier ist der Aufwand hoch, wenn man die Artenzahl derart hoch behalten möchte. Am wenigsten Arbeit macht ein Beet, dessen Artenzahl möglichst nahe an jener Pflanzenvielfalt liegt, die sich dort langfristig halten kann.

In unserer Suchfunktion «Ganze Bepflanzung erstellen» passen wir die Arten- und Stückzahlen optimal an die Platzverhältnisse an. Für die Artenzahl benutzen wir die nicht ganz einfache Formel nach Preston (1962):

( Fläche in Quadratmetern / 4046 ) 0,26 × 118

So viel zur Artenzahl. Für die Stückzahl gibt es keine einheitliche Formel; grosse Stauden wie Engelwurz oder Königskerzen brauchen ein Vielfaches der Fläche, die kleine Stauden wie Traubenhyazinthen oder Aronstab einnehmen. Da wird die Berechnung auf eigene Faust ziemlich mühsam. Lassen Sie sich die Arbeit von unserem Werkzeug «Ganze Bepflanzung erstellen» abnehmen. Floretia kennt die Pflanzabstände aller Arten und füllt Ihre Fläche optimal mit Pflanzen auf. Natürlich können Sie später auch weniger Pflanzen bestellen als empfohlen. Damit fahren Sie günstiger, müssen aber in den ersten paar Jahren mit einem höheren Aufwand beim Jäten rechnen.

 

  1. Ausgewogene Bepflanzung

In der Suchfunktion «Ganze Bepflanzung erstellen» sorgt Floretia dafür, dass auf mehreren Ebenen eine möglichst grosse Vielfalt entsteht: Die Blütezeit soll sich optimal übers ganze Jahr verteilen, und die Vielfalt an Bestäubern und Blütenfarben wird maximiert. Selbst die Sträucher, deren Beeren Vögeln als Winternahrung dienen, werden möglichst so verteilt, dass früh und spät besuchte Arten ungefähr ausgeglichen mit im Vorschlag drin sind. Für einen einzelnen Menschen, selbst für eine erfahrene Gärtnerin, sind das zu viele Faktoren, um konsequent an alles zu denken. Floretia hingegen kann beliebig viele Faktoren in ihren Entscheidungsprozess mit einbeziehen.

 

  1. Pflanzen kaufen

Floretia verkauft selbst keine Pflanzen und kriegt auch keine finanzielle Hilfe von Pflanzenproduzenten. So bleiben wir unabhängig und können Ihnen weiterhin ungehindert die Pflanzen empfehlen, die am besten in Ihren Garten passen. Hier finden Sie unsere Kriterien dafür.

Im PDF «Pflanzen nach Verfügbarkeit in Ihrer Region» finden Sie für jede Art aus Ihrer Empfehlung alle Anbieter mit Pflanzen, die aus Ihrer Region stammen. Wenn Sie Ihre Pflanzen da kaufen, tun Sie der Biodiversität in Ihrer Umgebung zweifellos etwas Gutes. Wildstauden unterscheiden sich übrigens preislich nicht gross zwischen Biogärtnereien, konventionellen Gartencentern und Baumärkten. Bäume und Sträucher sind in kleinen Gärtnereien spürbar teurer als im Baumarkt, aber gerade hier lohnt es sich, in Qualität zu investieren. Gut gepflegte Gehölze mit starken Wurzeln wachsen schnell an und bleiben jahrzehntelang schön, während die Massenware oft viel zu früh verkauft wird und Mühe hat, sich richtig einzuleben.

Natürlich finden Sie viele dieser Arten auch in anderen Gartencentern – aber dort stammen sie ziemlich sicher nicht aus Ihrer Umgebung und meist auch nicht aus der Schweiz. Wie schlimm das ist, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Im besten Fall handelt es sich um eine nahe verwandte Form, die sich problemlos an den Standort anpasst und sich ohne Nachteil mit den Wildbeständen rund herum vermehrt. Im schlimmsten Fall schleppen Sie eine fremde Unterart ein, die sich von Ihrem Garten aus in die Natur ausbreitet, die lokalen Formen verdrängt und die genetische Vielfalt der Art stark schmälert – was ihr langfristiges Überleben gefährdet. Letzteres passierte vor einigen Jahren beispielsweise im Raum Zürich mit dem Gemeinen Wundklee (Anthyllis vulneraria).

 

  1. Nun sind Sie dran!

Sie haben Ihre Floretia-Empfehlung generiert, gekauft und vor sich? Dann geht es ans Einpflanzen. Folgende Grundsätze helfen Ihnen dabei:

  • Beginnen Sie mit den grossen Pflanzen, positionieren Sie sie prominent in der Mitte (oder entlang von Hecken und Mauern in der hintersten Reihe, damit auch die kleineren Pflanzen noch Licht kriegen) und ordnen Sie die kleineren und mittleren Pflanzen darum herum an. So entstehen einerseits schöne Strukturen, und andererseits stehen Sie zuletzt sicher nicht mit einer riesigen Pflanze da, die keinen Platz mehr findet.
  • Pflanzen Sie mit grosszügigen Abständen im Garten, aber dicht an dicht in Töpfen – hier finden die Pflanzen am Rand über den Topf hinaus Platz.
  • Pflanzen Sie abwechslungsreich. Gruppieren Sie auf keinen Fall nach Art, dieser Zustand lässt sich nur mit grossem Aufwand halten und ist nicht besonders gut für den Erhalt der Bodenqualität. Geben Sie jeder Pflanze möglichst viele verschiedene Nachbarn; so kann sie in eine andere Richtung ausweichen, wenn sie sich mit einem von ihnen nicht verträgt.
  • Vermeiden Sie Zoff. Lippenblütler wie Minzen, Ziest oder Taubnesseln bekämpfen mit ihren Wurzeln sowohl einander als auch die meisten Lauch-Arten. Setzen Sie andere Stauden als Puffer zwischen diese Streithähne. Besonders gut eignen sich dafür Rosengewächse wie Erdbeeren und Fingerkräuter oder Schmetterlingsblütler wie Platterbsen und Klee.
  • Einige Pflanzen fixieren mithilfe von Bakterien oder Pilzen Stickstoff im Boden und düngen so ihre Umgebung. Darunter sind die meisten Schmetterlingsblütler, aber auch Erlen. Sie eignen sich gut als Nachbarn von Gemüsebeeten, Tomaten, Beerensträuchern und «hungrigen» Wildpflanzen wie Brennnessel und Gutem Heinrich. Setzen Sie diese Pflanzen hingegen sparsam ein, wo Sie magere Standorte erhalten möchten.

Viel Spass!